Historie

Seine wechselvolle Geschichte macht den Sachsenring bis heute attraktiv. Er überlebte alle politischen Epochen und ging aus jeder sogar gestärkt hervor. Der Sachsenring hat zum diesjährigen Jubiläum viel zu erzählen. Und so fing alles an: 26. Mai 1927 - ein historischer Termin. An diesem Tag wurde hier das erste Motorradrennen gestartet, damals hieß es noch Badberg-Vierecksrennen. Mehr als 140.000 Zuschauer säumten die Strecke. Bei der zweiten Auflage im Folgejahr gab es einige Verletzte und mehrere tödliche Unfälle. Daraufhin wurden die Rennen verboten. Erst 1934 wagten die Organisatoren einen Neubeginn. Zuerst gab es noch einige Zweifler, als die Zweiräder wieder mit Höchstgeschwindigkeiten rund um Hohenstein-Ernstthal fuhren, aber schon bald war der „Sachsenring“, der seinen Namen 1937 erhielt, nicht mehr wegzudenken. Im Gegenteil. Der Kurs wurde immer bekannter und schnell Bestandteil internationaler Rennkalender. 1936 und 1938 wurde der „Große Preis von Europa“ auf der Strecke ausgetragen, der mit der Bedeutung der heutigen Weltmeisterschaft vergleichbar ist. Die Renndistanz betrug bei den 500ern 40 Runden. Das entsprach circa 350 Kilometern. Dafür drehten die Fahrer zweieinhalb Stunden am Gas. Die Helden aus der Vorkriegszeit hießen Ewald Kluge, Georg Meier, James Guthrie und Bernd Rosemeyer. Sie schrieben auf der 8,7 Kilometer langen Naturrennstrecke Geschichte. Dann kam der Krieg. Die Region lag am Boden. Doch gleich danach kamen die Motorräder schnell wieder ins Rollen. Schon 1949 strömten die Zuschauer in Scharen an den Ring zurück. 1950 hatte der Sachsenring mit 480.000 Besuchern allein am Rennsonntag seinen absoluten Höhepunkt.

Die ständige Anwesenheit auch internationaler Spitzenfahrer blieb nicht ohne Folgen. Von 1961 bis 1972 rollten die ganz Großen der Szene mit dem WM-Tross an und gaben sich die Klinke in die Hand: Giacomo Agostini, Mike Hailwood, Angel Nieto, Dieter Braun. Der Sachsenring hatte es geschafft: Es wurden WM-Rennen in den Soloklassen ausgetragen. „Ago“ schrieb sich in dieser WM-Ära 1968 mit der schnellsten Rennrunde in die Geschichtsbücher ein. Er brauchte 2:55,4 Minuten. Das entspricht einem Schnitt von 176,798 km/h. Für Dieter Braun waren die Rennen auch immer etwas ganz besonderes. Der zweifache Weltmeister und 14fache Grand Prix-Sieger weiß noch genau, wie es damals war: „1971 bin ich auf dem Ring mein schönstes Rennen gefahren.“ Der Schwabe gewann vor einer überwältigenden Kulisse von 300.000 Zuschauern in der 250er-Klasse und ließ Champions wie Rod Gould und Phil Read weit hinter sich. „Es war gigantisch. Wir Westdeutsche wurden zu den Zeiten des Eisernen Vorhangs wie Helden gefeiert.“

1973 war damit Schluss. Die DDR-Regierung gestattete nur noch Rennen mit der Beteiligung aus den östlichen Staaten. Westliche Fahrer wurden nicht mehr zugelassen. Erst 1990 gab es wieder Rennen für alle. Doch es wurde das vorerst letzte Jahr vor einer Pause. Die Stadtdurchfahrt ließ Wettkämpfe in dieser Form nicht mehr zu. Der Ring führte direkt durch die Ortschaft Hohenstein- Ernstthal. Das hatte den Rennen zwar immer ein ganz besonderes Flair verschafft, aber während der letzten Saison hatte es drei Tote gegeben.

Aber ein Sachsenring ohne Sachsenring-Rennen? Der kühne Plan vom Bau eines Motodroms scheiterte zunächst. Der ADAC Sachsen wich deshalb als Notlösung, weil er die Tradition des Sachsenring-Rennens weiterleben lassen wollte, nach Most und Brünn aus.

Die Errichtung eines Verkehrssicherheitszentrums am Sachsenring eröffnete 1995 aber dann ganz neue Möglichkeiten. Daraus wird nach einem Umbau von 1996 nämlich bis heute nach Bedarf eine Rennstrecke für Autos und Motorräder gemacht. Der „neue“ Sachsenring besteht zu Teilen aber auch aus dem alten Kurs, wurde aber nach höchsten Sicherheitsstandards ausgebaut und tangiert den öffentlichen Verkehr nicht mehr. Die heutige Anlage hat eine permanente und zeitgemäße Boxenanlage, einen neuen Start- und Zielturm und eine der modernsten Race Control-Anlagen. Unter diesen Voraussetzungen kehrte 1998 auch der Grand-Prix-Zirkus an die historische Stätte zurück. Für die begleitenden Pressevertreter aus aller Welt wurde ein neues Pressezentrum errichtet. Erst im letzten Jahr wurde auf dem Sachsenring die komplette Asphalt erneuert. Die Rennstrecke ist damit für die nächsten Jahre auf einem modernen und dem Grand Prix-Sport entsprechenden Stand.

Die MotoGP-Rennen auf dem Sachsenring haben mittlerweile legendären Ruf erlangt. Über 200.000 pilgern jedes Jahr zu diesem Mega-Event.

Der Freistaat Sachsen, der ADAC und der Zweckverband Sachsenring investieren hohe Summen, damit die Motorsportveranstaltungen und Arbeitsbedingungen immer „up to date“ bleiben.

Giacomo Agostini
1970 - Start 350er
Dieter Braun auf dem Podest
Valentino Rossi